Trauergruppe

Den Weg der Trauer gemeinsam gehen

Direkt nach dem Tod eines nahestehenden Menschen besteht für die Trauer oft wenig Raum. Die Organisation der Beerdigung und die Erledigung der Formalitäten stehen an. Der Alltag und seine Anforderungen gehen weiter. Doch wo kann ein Mensch hin mit seiner Traurigkeit und seinem Schmerz? Mit wem kann er darüber sprechen, weinen, wütend, verzweifelt oder hoffnungslos sein? Manchmal sind Freunde und Verwandte damit überfordert und ziehen sich zurück. Oder es kommen gut gemeinte Ratschläge von ihnen wie "Das Leben geht weiter", oder "Du bist noch jung, Du wirst wieder einen neuen Partner finden." Diese Ratschläge können oft nicht als Trost aufgenommen werden. Sie können sogar Ärger und Wut auslösen. So kann es sein, dass der Betroffene nicht mehr über seine Trauer spricht, sie einschließt im Inneren und sich seinerseits von Freunden und Verwandten zurückzieht.

Auch wenn der Verlust schon längere Zeit zurück liegt, können die Trauer und die damit einhergehenden Gefühle wieder verstärkt auftreten. Oft wollen die davon betroffenen Menschen ihre Angehörigen oder Freunde damit nicht mehr belasten.

In einer Trauergruppe treffen sich Menschen mit einem ähnlichen Hintergrund. Hier können sie einen Platz und Verständnis dafür finden, dass die Trauer ihre eigenen Wege und ihre eigene Zeit braucht. Es geht darum, dem Schmerz und allen auftauchenden Empfindungen Raum zu geben.

Als Unterstützung für Menschen, die vom Verlust des Partners oder eines anderen geliebten Menschen betroffen sind, bietet die Lebensberatungsstelle in Langenhagen eine Trauergruppe an. Diese Gruppe bietet Betroffenen einen geschützten Raum, in dem sie ihre Trauer und deren Auswirkungen auf den Alltag mit anderen Menschen in der gleichen Situation teilen können. Bernd Buchholz, Diplom-Psychologe, wird verschiedene Impulse in die Gruppe geben:

  • Wie bewahre ich den geliebten Menschen im Herzen und gewinne gleichzeitig Abstand, um mein Leben weiterleben zu können? 
  • Wie finde und gehe ich meinen Weg der Trauer? 
  • Wo kann es für mich Lichtblicke geben? 
  • Was ist in der Zeit der Trauer „normal“?

 

Eine neue Trauergruppe beginnt ein bis zweimal jährlich in der Lebensberatungsstelle in der Ostpassage 11 in Langenhagen. Geplant sind 10 Gruppenabende im vierzehntägigen Rhythmus. Die Gruppengröße beträgt maximal acht Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Pro Abend wird ein Kostenbeitrag von 15 Euro erbeten, eine Ermäßigung ist möglich.

 

10 Jahre Trauergruppe in der Lebensberatungsstelle Langenhagen

Karin Luckat im Gespräch mit Bernd Buchholz. Bild: Andrea Hesse

Der Schmerz und das Lachen werden geteilt

„Wenn die Gruppe hier zusammenkommt, ist der Raum mit Leben gefüllt und es wird durchaus auch mal gelacht“, sagt Bernd Buchholz, Mitarbeiter der Lebensberatungsstelle in Langenhagen. Selbstverständlich ist das für Außenstehende nicht: Leben und Lachen in einer Gruppe für trauernde Menschen. Seit zehn Jahren leitet Bernd Buchholz diese Gruppe – kompetent, einfühlsam und mit dem richtigen Maß an Zurückhaltung, wie ihm frühere Teilnehmerinnen gerne bescheinigen.

„Ich bin sehr froh, dass es die Lebensberatungsstelle und diese Gruppe für Trauernde gibt“, sagt Holger Grünjes, Superintendent des Kirchenkreises Burgwedel-Langenhagen. Wenn die Kompetenz der Kirche im Einzelfall nicht ausreiche oder der Alltag eine angemessene Begleitung von Trauernden erschwere, sei es eine große Hilfe, auf diese Angebote vertrauen zu können. Denn, so der Superintendent: „Es ist genuin evangelisch, für Menschen in Not da zu sein.“

Diplom-Psychologe Bernd Buchholz, der die erste Trauergruppe in der evangelischen Lebensberatungsstelle in Langenhagen im November 2007 ins Leben rief, findet es selbst nicht immer leicht, den Schmerz und die Trauer, die in der Gruppe ausgesprochen werden, mitanzuhören. Dennoch ist er überzeugt davon, dass das gemeinsame Erleben von Trauer, Schmerz und manchmal auch Wut heilsam ist; ebenso wie das offene Sprechen darüber in der Gruppe. „Der Schmerz vervielfältigt sich nicht sondern wird geteilt“, sagt er, und Karin Luckat nickt zustimmend. Als sie vor wenigen Jahren ihren Mann verlor, fiel sie in ein bodenloses dunkles Loch und fand in ihrem Umfeld wenig Unterstützung: „Sehr oft habe ich nur hilflose Floskeln und schnelle Trostversuche gehört“, erinnert sie sich. Als sie dann in der Lokalzeitung vom Angebot der Trauergruppe las, meldete sie sich sofort an, wenn auch die Angst vor dem ersten Treffen groß war.

Anders als befürchtet, tat das Sprechen und Zuhören in der Gruppe ihr von Anfang an gut: „Ich konnte alles sagen, durfte auch über die Wut auf meinen Mann sprechen und einfach weinen. Und ich habe vor allem gemerkt, dass ich mit meinem Verhalten nicht alleine bin. Dabei hatte ich schon befürchtet, nicht mehr ganz normal zu sein.“ Auch das ist ein Thema in der Gruppe: Mit dem Begriff „normal“ lässt sich in der Trauer wenig anfangen, verhalten sich Menschen doch in extrem belastenden Situationen ganz unterschiedlich. Auch für die Dauer des Trauerns gibt es kein normal oder anormal – individuell sehr unterschiedlich ist die Zeit, die Menschen dafür brauchen.

„Für mich war es sehr wichtig, dass die Gruppe professionell geleitet wurde“, sagt Simone Gracht (Name geändert), die Karin Luckat in der Trauergruppe kennenlernte. „Ich wollte, dass da jemand ist, der auf mich in all meiner Verletztheit achtet und mir dabei hilft, meine Gefühle zu artikulieren.“ Die Leitung der Gruppe durch Bernd Buchholz empfand sie als wohltuend ruhig und zurückhaltend; gleichzeitig schätzte sie Impulse, die von ihm ausgingen: „Einmal haben wir Fotos unserer verstorbenen Partner mitgebracht und sie gemeinsam angeschaut. Das war sehr schön.“ Dennoch: „Ich kann niemandem versprechen, dass es ihm nach den Gruppenabenden besser geht“, sagt Bernd Buchholz.

Karin Luckat und Simone Gracht ging und geht es dank der Trauergruppe deutlich besser als vor deren Beginn: Die Kontakte, die sie hier knüpfen konnten, sind tragfähig; beide sind Freundinnen geworden. Zu ihrem „Freundeskreis Leben“, wie sie ihren Zusammenschluss als Kontrapunkt zum Tod ihrer Partner spontan nennen, gehören zwei weitere Frauen aus der Trauergruppe – ohne diese Gruppe hätten sie einander nicht gefunden.

Auch im kommenden Jahr bietet Bernd Buchholz wieder eine Trauergruppe an: Beginn ist am Montag, 15. Januar 2018 in der Lebensberatungsstelle, Ostpassage 11 in Langenhagen. Geplant sind zehn Gruppenabende im 14-täglichen Rhythmus, jeweils montags von 18.15 bis 20 Uhr. Die Gruppengröße beträgt maximal acht Teilnehmende. Pro Abend wird ein Kostenbeitrag von zehn Euro erbeten, eine Ermäßigung ist möglich. Interessierte können sich für weitere Informationen und zur Anmeldung unter 0511 72 38 04 an die Lebensberatungsstelle wenden.

                                                                                                             Presseinformation vom 22.11.2017, Andrea Hesse